Ein Angebot der Evangelischen Kirche Freising für Frauen aus der ganzen Welt
Am 17. Juni stand ein kreativer Vormittag mit der Freisinger Künstlerin Gabriele Abs bei den „Frauen im Dialog“ auf dem Programm. Amélie, eine junge Französin, sitzt an einem der beiden großen Tische in einem Saal des evangelischen Gemeindehauses und formt aus Papierstreifen kleine Kugeln. Aus diesen werden dann farbige Papierperlenketten gemacht. „Ich mag es, hier zu sein. Hier sind alle so open minded, so offen“, sagt Amélie. Neben ihr sitzt Amina aus Afghanistan. Sie kommt seit etwa zwei Jahren in die Gruppe, erzählt sie. „Wir machen hier viele schöne Sachen. Und ich kann hier Deutsch sprechen und üben.“
Die „Frauen im Dialog“ wurden 2002 als offene, internationale Frauengruppe ins Leben gerufen. „Die Idee einer solchen Gruppe entstand nach einem Treffen mit Vertretern der islamischen Gemeinde in Freising, die davon berichtet haben, dass es für muslimische Frauen schwierig sei, Kontakte zu knüpfen und in die Öffentlichkeit zu gehen“, berichtet Birgitta Sutor, eine der beiden Sprecherinnen der „Frauen im Dialog“. Seit mittlerweile 17 Jahren treffen sich jeden Montagvormittag Frauen aus vielen verschiedenen Ländern, mit verschiedenen Religionen und aus unterschiedlichen Kulturkreisen. „Wir sind offen für alle: Uns geht es um die Begegnung. Wir haben zwar auch manchmal Religion als Thema, aber der interreligiöse Dialog ist nicht unser Schwerpunkt“, erklärt Birgitta Sutor. Das gegenseitige Kennenlernen, Ausflüge, das gemeinsame Gestalten und das Lernen und Üben der deutschen Sprache stehen im Mittelpunkt. Alle zwei Wochen gibt es ein besonderes Angebot: Ein Kochen beispielsweise, Yoga oder auch einen Erste-Hilfe-Kurs. Vor Kurzem wurde über die Europawahl gesprochen. Nach so einem Themenmontag folgt in der Woche danach ein Deutsch-Vormittag, bei dem in kleinen Gruppen intensiv Deutsch geübt wird.
Die Gruppe diene aber auch der Integration. „Der Integration von beiden Seiten“, betont Birgitta Sutor. Alle würden sehr viel voneinander lernen, „wir alle haben einen enormen Gewinn von diesen Treffen“. Oft entwickelten sich zwischen den Frauen auch Freundschaften, viele würden nach dem offiziellen Ende noch gemeinsam draußen im Gang sitzen und sich unterhalten. Derzeit wird das Angebot gut angenommen: 15 bis 20 Frauen kommen jede Woche, viele von ihnen sind fast bei jedem Treffen dabei. Einige der Frauen der ersten Stunde könnten inzwischen zwar nicht mehr dabei sein, da sie Arbeit gefunden haben. „Aber wenn wir zu einem Fest einladen, dann kommen viele, dann ist der ganze Saal voll“, sagt Birgitta Sutor.
Barbara aus Polen beispielsweise hat schon mit ihrem ersten Kind vor etwa fünf Jahren in der Gruppe eine schöne Zeit gehabt, erzählt sie. Die Verbindung habe sie auch später, als sie wieder gearbeitet hat, nie ganz verloren. Jetzt ist sie mit ihrem zweiten Kind, ihrem achtmonatigen Sohn, da. „Ich fühle mich einfach wohl hier“, sagt sie. Vor fünf Jahren, als ihr Deutsch noch nicht so gut war, habe sie in der Gruppe offen sprechen können - ohne Angst zu haben, Fehler zu machen. „Das hat mir damals sehr viel geholfen.“ Und Barbara aus Deutschland kommt immer zu den Programmvormittagen, seitdem sie in Rente ist, also seit etwa elf Jahren. „Das ist für mich ein wunderbarer Wochenanfang. Einfach eine Bereicherung“, schwärmt sie.
Die „Frauen im Dialog“ treffen sich jeden Montag – außer in den Schulferien – von 9 bis etwa 11 Uhr im evangelischen Gemeindehaus an der Martin-Luther-Straße 10, Freising. Kinder können mitgebracht werden. Die Programmvormittage sind kostenfrei, für die Deutsch-Vormittage wird ein Euro Kopiergeld eingesammelt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, interessierte Frauen sind herzlich eingeladen.