Vom 2.-15. Oktober 2016 war eine kleine Delegation des Dekanats zu Besuch in der Ulanga Kilombero Diözese in Tansania.
Ein Reisebericht von Eva Geisel
Menschen machen sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf den Weg – um sich zu erholen, dem Alltag zu entfliehen, Neues zu entdecken, Freunde zu besuchen und Partnerschaften zu pflegen.
So machten sich auch Miriam Ostermaier aus Oberallershausen, Dekanatsmissionspfarrer Henning von Aschen aus Wartenberg und ich auf den Weg, um die Lutheran Secondary School in Tanzania und einige zur Diözese gehörenden Gemeinden zu besuchen, mit denen das Dekanat Freising seit 1999 partnerschaftlich verbunden ist.
Fast ein Jahr bereiteten wir uns auf die Reise vor: Flugtickets und Visen wurden beantragt. Welche Gastgeschenke nehmen wir mit? Welchen Impfschutz brauchen wir? Wo liegt Ifakara überhaupt? Ein Reiseführer Tanzania wurde studiert, das Wörterbuch Kisuaheli nicht vergessen und das Begrüßungsritual gelernt. Briefe zwischen Pfarrer von Aschen und dem Generalsekretär von Bishop Mtenji gingen hin und her. Zuletzt brachte uns der TIMETABLE FOR PARTNERSHIP WORKSHOP ins Grübeln. Ein perfekt geplanter Tagesablauf und Stundenplan mit Diskussion zu Themen wie soziale, gesundheitliche und globale ökologische Herausforderungen. Wie sollen wir uns da noch vorbereiten? Irgendwann kam die Gelassenheit – es wird schon gehen. Ich freute mich besonders, Genrose wiederzusehen, die 2006 mit einer Delegation in unserem Dekanat war.
Wir wurden überall freundschaftlich aufgenommen
Und dann war der Tag gekommen. Wir trafen uns in der Kapelle des Flughafens. In einer Andacht erhielten wir von der stellvertretenden Dekanin Dorothee Löser den Reisesegen und ein kleines Herz aus Olivenholz, das uns auf dem Weg begleiten sollte. Wenn uns auch die Sprache in dem fernen Land fremd ist, die Sprache des Herzens sollte zum Verständnis beitragen.
Ob es das Herz in unseren Taschen, ob es der Segen, ob es Gott war, der uns sicher begleitet hat? – Überall wo wir hinkamen wurden wir freundlich und freundschaftlich aufgenommen.
Nach der ersten Nacht in Dar es Salaam holten uns der Generalsekretär Philorian mit seinem Fahrer Makari ab. Die Fahrt ging durch viele kleinere Orte, durch Morogoro, den Mikumbi Nationalpark, über abenteuerliche Brücken und staubige Straßen und nach etwa 450 km und 9 Stunden erreichten wir Ifakara, dem Hauptort des Kilombero Distrikts. Bishop Mtenji und seine Frau Rose Mary luden uns zum Abendessen ein. Am nächsten Morgen trafen wir dann Genrose. Es war ein herzliches und frohes Wiedersehen, so als wären keine zehn Jahre vergangen. Beim offiziellen Treffen mit Bishop Mtenji und einigen seiner engen Mitarbeitern stellte er die Diözese Ulanga Kilombero vor, ein großes, weitläufiges Gebiet mit 25 Gemeinden, wobei diese Diözese die kleinste in Tanzania ist. Die Lutherische Kirche ist in Teilen Tanzanias gut etabliert. Ihre Vertreter sehen ihre Aufgabe darin, auf die Menschen zuzugehen, ihnen gute Neuigkeiten von Gott zu bringen, ihnen zu zeigen, was Liebe bedeutet, wie Jesus Christus sie verkündet hat und, so wie bei uns die Diakonie, den Menschen in Not zu helfen. Im Gespräch wurde auch deutlich, wie sehr sie sich auch in Zukunft eine Partnerschaft mit dem Dekanat Freising wünschen.
Dann brachen wir auf, um die Schule Tumaini zu besuchen. David Kambanyuma, Schulleiter des Tumaini Lutheran Seminary, begleitete uns. Die Schule liegt 107 km von Ifakara entfernt in der Nähe des Ortes Malinyi. Am späten Nachmittag kamen wir an. Da wir die Gäste aus Deutschland waren, wurden wir im sogenannten White House, dem Gästehaus untergebracht.
Fließendes Wasser und Strom gibt es nur für ein paar Stunden
1996 wurde die Schule von der Evangelisch Lutherischen Kirche in Tanzania geründet. In dem Internat werden zurzeit etwa 200 Schülern und Schülerinnen unterrichtet. Angegliedert ist auch eine Bibelschule, an der Evangelisten u.a. Kirchengeschichte, Altes und Neues Testament und Predigtlehre ausgebildet werden. Die Ausbildung dauert 2 Jahre, dann gehen sie in ihre Gemeinden zurück und unterstützen die Pfarrer bei ihrer Arbeit.
Beim Rundgang über das Gelände und bei der Besichtigung der Klassenräume, der Schlafräume und sanitären Anlagen wurde uns bewusst, wie schlicht und auf das Nötigste beschränkt die Schüler dort untergebracht sind. Fließendes Wasser und Strom gibt es nur am Abend für ein paar Stunden. Ein Luxus sind die kleinen Solarlampen im Hof. Die Lehrer geben sich Mühe, ohne oder mit veralteten Schulbüchern, oder mit Informationen aus dem Internet zu unterrichten – an Beamer oder White Boards gar nicht zu denken. Trotzdem hat die Schule eine sehr gute Erfolgsquote bei den nationalen Prüfungen. Die einzige Einkommensquelle der Schule, um die Lehrer zu bezahlen und die laufenden Kosten zu tragen, sind die Schulgebühren von den Eltern. Diese reichen allerdings nicht aus. Deshalb ist sie auf Unterstützung von außen angewiesen. Mit dem Anbau von Reis und Mais und der Haltung von Hühnern und ein paar Rindern versucht die Schulleitung die Ausgaben zu minimieren. Die Gottesdienste finden im Freien statt, auch die Mahlzeiten werden vor der Küche eingenommen. Vor Jahren wurde der Bau einer „Dining Hall“ begonnen, dessen Dach in diesen Monaten, vor Beginn der Regenzeit, fertig werden soll?! Neben einem großen Speisesaal, der auch für Versammlungen und Gottesdienste dienen soll, ist dort ein Lagerraum für Lebensmittel und ein Raum für Computer geplant.
Der Besuch des Lugala Hospitals hat mich persönlich sehr interessiert. Die Kranken werden hier stationär und ambulant behandelt. In der angegliederten Pflegeschule werden Krankenpfleger und Gesundheitshelfer für die Gemeinden ausgebildet.
Intensiver Austausch mit Pfarrern und Kirchenältesten
In den nächsten Tagen besuchten wir einige Gemeinden und hatten Gelegenheit mit den Pfarrern und Kirchenältesten zu sprechen und uns auszutauschen. Für die Kirchengemeinden ist es eine große Herausforderung, die Aufgaben und Aktivitäten aufrecht zu erhalten. Viele sind Träger eines Kindergartens und sehen sich neben den vielfältigen seelsorgerischen, auch den vielen diakonischen Aufgaben und der Kinder- und Jugendarbeit gegenüber. Der Sonntagsgottesdienst in Kipingo hat mich sehr beeindruckt; nicht nur der Chor, der diesen service aktiv und bunt mitgestaltet hat, besonders auch die Predigt. Ich habe zwar kein Wort verstanden, außer negative oder positive motivation, das neben der Landessprache öfter fiel. Der angehende Pastor verstand es, die Kirchenbesucher lautstark, emotional und gestenreich zu fesseln.
Bald kam schon der vorletzte Tag unserer Reise. In einem Ganztags-Workshop hörten wir die Präsentationen über die Rolle der Frau in Afrika, über soziale Herausforderungen und die Rolle der Kirche Tanzania. Es gab einen regen Austausch über die Gemeinsamkeiten und die Unterschieden in Tanzania und Deutschland und über die Zukunft der Partnerschaft.
Ein bisschen Zeit blieb noch für eine Rundfahrt durch Ifakara und um doch noch ein paar Andenken für zuhause zu kaufen, wie Stoffe und den sehr anregend wirkenden Kaffee.
Es gäbe noch so viel mehr über die Reise, die Begegnungen und die vielen Eindrücke zu schreiben. Oder noch mehr Fotos zu zeigen, um die Erlebnisse mit Ihnen zu teilen. Die Möglichkeit werden Sie evtl. im Februar bekommen, wenn Henning von Aschen, Miriam Ostermaier und ich Sie zu einem Lichtbildvortrag in unserer Gemeinde einladen. Wir freuen uns schon darauf. Den genauen Termin entnehmen Sie bitte den Abkündigungen und der Tagespresse.
Schauen Sie sich auch die Fotos in unserer Bildergalerie an!