Gemeinden auf Herbergssuche: Christi-Himmelfahrts-Kirche Freising

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Wie die Paul-Gerhardt-Gemeinde in Laim steht auch die evangelische Kirchengemeinde in Freising in diesem Winter vor der Tür ihrer Christi-Himmelfahrts-Kirche. Während der Laimer Gemeinde das Dach über dem Kopf einzustürzen drohte, verlor die Freisinger Kirche buchstäblich den Boden unter den Füßen: Der Fußboden sackte so stark ab, dass eine Erneuerung des Fundaments und eine Generalsanierung des Kircheninnenraums unumgänglich wurde. Das für die Kirchengemeinde verheerende Hochwasser im Sommer, das Heizungsschächte, Gemeindehaus, Pfarramt und Dekanat unter Wasser setzte, verzögerte die Renovierung weiter, so dass an einen Weihnachtsgottesdienst in der Kirche nicht zu denken war.

Krippenspiel im Waldbiergarten

Auch hier war guter Rat teuer. Die beiden weiteren Zentren der Gemeinde sind viel zu klein, um die Menschenmassen an Heilig Abend zu fassen. Und auch die Freisinger gingen den mutigen Schritt, einen Gottesdienst ins Freie zu verlagern. Das Krippenspiel, bei dem selbst die große Christi-Himmelfahrts-Kirche regelmäßig aus den Nähten platzt, wird in den Waldbiergarten „Plantage“ verlegt und als Waldweihnacht gefeiert.

Einen Plan B gibt es nicht

„Wir hatten keine Wahl“, erklärt Dorothee Löser, geschäftsführende Pfarrerin der Kirchengemeinde den Schritt. Für unser Krippenspiel sind die meisten Kirchen in Freising zu klein. Und die wenigen, die in Frage kämen, sind natürlich zu dieser Uhrzeit belegt.“ Mittlerweile jedoch haben die Freisinger an dem ungewöhnlichen Projekt Freude gefunden. Die Kinder üben mit Feuereifer ihr Krippenspiel, die Erwachsenen basteln an der Technik und alle hoffen, dass das Wetter stabil bleibt. Denn einen Plan B gibt es nicht. Es wird gespielt – notfalls auch im Regen. Aber daran möchte derzeit niemand denken. „Die Wetteraussichten sind auch gar nicht so schlecht“, freut sich Christina Mayer, die mit anderen Mitarbeiterinnen das Krippenspiel mit den Kindern einstudiert.

Immer auf Herbergssuche

Auch an die beiden Christvespern dachte die Gemeinde mit Sorge. “Wir sind praktisch immer auf Herbergssuche”, beschreibt Jochen Hauer, Dekan in Freising, die Situation. “Aber im Unterschied zu anderen, die eine neue Herberge suchen, sind uns die Türen geöffnet worden.” Hier zeigte sich, wie gut und tragfähig die Ökumene in Freising ist: Schon den ganzen Herbst und Winter hindurch fand die Gemeinde Unterschlupf in der Kirche der Pallottiner. Der Reformationstagsgottesdienst fand in der Stadtpfarrkirche statt. Für den Heiligen Abend wurde nun die höchste Stelle bemüht. Und Erzbischof Reinhard Kardinal Marx stimmte zu.

Erstmals evangelische Christvesper im Dom

So kam es, dass an Weihnachten erstmals Freisinger Protestanten ihre Christvesper im Dom feiern. Dekan Hauer, der diesen Gottesdienst halten wird, freut sich über die Hilfsbereitschaft. “Das ist Advent für die evangelische Kirchengemeinde – eine Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.” Bei aller Begeisterung über die Gastfreundschaft – ganz neu sei sie nicht. “Als in den letzten Kriegstagen die damalige protestantische Kirche den Bomben zum Opfer fiel, fand die evangelische Gemeinde Herberge in St.Maria. Auch damals ganz offiziell genehmigt durch Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber.”